
Italien-Reise: Alles über Vignette & Maut
Italien. Ein Land, in dem die Kultur schier unendlich vielfältig erscheint. Es lädt ein zur Erforschung seiner alten Geschichten der Antike in Rom, der Entdeckung des eigenen „Dolce Vita“ an der Adria, oder sie stürzen sich in das High-Fashion-Leben in Mailand. Und ganz nebenbei lernen sie auch noch die Maut kennen, die allererste Maut Europas und der Welt; um genau zu sein. Denn Italien ist nicht nur ein Land, das mit Charme und Flair oder auch mit Eis bestechen kann, es zieht einem auch das Geld aus der Taschen, wenn es um die Benutzung von Autobahnen geht.
Das Land besitzt nicht nur die älteste Autobahn der Welt, zusätzlich dazu hat es auch die älteste Maut der Welt. Seit dem Jahr 1924, auf dem ersten Teilstück der A8 der „Autostrada dei Laghi“ -oder auch einfach Seen-Autobahn- eingeführt, hat sich die Autobahnmaut auf ein Netz von fast 6000 Kilometer ausgeweitet und verlangt von jedem seiner Fahrer eine Gegenleistung zu seiner Instandhaltung. Diese Gegenleistung beläuft sich, laut Rückrechnungen, auf etwa sieben Cent für jeden befahrenen Kilometer.
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Doch in Italien gibt es einige stärkere Unterschiede im Mautsystem, im Gegensatz zur Schweiz oder Österreich. Der erste Unterschied liegt allein in der Bezeichnung der Straßen, denn hier in Deutschland ist eine Schnellstraße eher ein Laien-Wort, beziehungsweise ein Synonym, für die Autobahn.
In bella italia wird hingegen ein Unterschied gemacht: die mit einem grünen Schild gekennzeichneten Autobahnen, oder „Autostradas“, sind kostenpflichtig und verlangen eine Maut. Die wiederum mit einem blauen Schild gekennzeichneten „Superstrada“, also die Schnellstraßen“, sind kostenfrei und garantieren eine absolut kostenfreie Fahrt.
Zusätzlich zu diese Einteilung, gibt es in Italien keine Vignettensystem, also nichts mit Vignette Italien. Jede Fahrt muss gewissermaßen einzeln bezahlt werden. Wie diese Bezahlung nun abläuft, ohne eine Vignette Italien, das erklären wir nun im folgenden Text und bemerken einige wichtige Randinformationen, damit nicht aus allen Wolken fallen sollte die Maut doch teurer werden.
Wie bekomme ich die Vignette Italien?
Ein Vignettensystem im Mautsystem ist mittlerweile schon weit verbreitet, doch in Italien gibt es dieses System eben nicht, weshalb die Bezahlung etwas anders abläuft wie gewohnt. Um die Maut zu begleichen, gibt es vor jeder Autobahnauffahrt eine Mautstation die mit Schaltern ausgestattet sind, die erst die Schranke öffnen, wenn das Geld bezahlt wurde. Für das Begleichen der Maut, werden insgesamt vier Möglichkeiten angeboten:
Variante 1: Die Barzahlung mit Papiergeld.
Variante 2: Die elektronische Kreditkartenzahlung bei dem die Mautgebühren auf die Kreditkarte gelastet werden, und am Ende des Monats erst beglichen werden.
Variante 3: Die Bezahlung über die Viacard, der Prepaidkarte für die Autobahn. Einige werden sicherlich die Prepaid-Funktion bei Smartphones kenne, eben solche die ohne Vertrag laufen. Es wird eine Karte mit einem gewissen Wert gekauft, meisten sind es 15 oder 30 Euro wodurch man einen Code erhält der Smartphone „auflädt“ um zu Telefonieren, Simsen und sonstige Späße. So ähnlich funktioniert die Viacard auch für die Autobahn.
Sie ist erhältlich in den meisten Automobilclubs, wie dem ADAC oder dem AvD. Dort können sie ein Guthaben zwischen 25 oder 50 Euro erwerben, mehr ist leider nicht erhältlich. Mit der Karte bedienen sie dann einfach den Schalter an der Mautstation, das Geld wird abgezogen und die Schranke öffnet sich. Dabei ist es ganz wichtig, dass Sie aufpassen wie viel Guthaben noch auf der Viacard Italien vorhanden ist, denn sonst stehen sie vor verschlossener Schranke und halten den Verkehr auf. Sollte das Geld doch nicht mehr ausreichen, dann bleibt noch der Help-Button, also der Hilfe-Knopf.
Eine Person wird aus dem Barschalter erscheinen und die restliche Bezahlung erfolgt dann über Bar- oder Kreditkartenzahlung. Danach hätten sie freie Fahrt. Wenn hingegen noch Geld auf der Viacard Italien übrigbleibt, dann können sie dieses leider nicht zurückfordern. Die Karte können sie entweder für den nächsten Italien-Aufenthalt behalten oder verschenken, denn die Viacard ist nicht personengebunden und kann so von allen genutzt werden. Wer es findet darf es behalten.
Variante 4: Der Telepass, oder auch: „das elektronisch teuerste Mautsystem das Italien zu bieten hat!“. Wenn sie nicht gleich einen Jahresaufenthalt planen, dann können sie schon mal zum nächsten Thema scrollen. Der Telepass ist eine Art gelbe Box, die mit ihrem Konto „verbunden“ ist. Es bedeutet, dass wenn immer sie eine Mautstation passieren, der Geldbetrag sofort abgebucht werden kann. Das spart natürlich Zeit ist aber auch die teuerste Art die Maut zu begleichen. Denn nicht nur die Mautgebühren fallen an, es kommt ja noch zusätzlich ein Obolus hinzu um den Telepass freizuschalten und es kommen auch noch Servicegebühren dazu. Wird der Telepass mehr als 22 Tage verwendet, dann fallen Mietgebühren an.
Vignette Italien Preise
Wie schon zu Anfang erwähnt, kann man als Faustregel festhalten, dass jeder Kilometer der Autobahn in etwa sieben Cent kostet. Es ist also absolut abhängig davon wo Sie fahren und mit was Sie fahren. Pauschale Preise, wie bei einer Vignette Italien gibt es kaum, sodass diese zu vernachlässigen sind. Die Höhe der Maut ist abhängig von fünf Kategorien, diese sind wie folgt aufgeteilt:
1. Kategorie: Motorräder und/oder Automobile mit nicht mehr als zwei Achsen und bis zur einer maximalen Höhe von 1,3 Metern.
2. Kategorie: Wohnmobile und Fahrzeuge mit nicht mehr als zwei Achsen, aber über eine Höhe von 1,3 Metern.
3. Kategorie: Automobile mit Wohnwagen bzw. Fahrzeuge mit nicht mehr drei Achsen; oder zwei Achsen und einem einachsigen Anhänger.
4. Kategorie: LKW und Fahrzeuge mit einem zweiachsigen Anhänger.
5. Kategorie: LKW und Fahrzeuge mit einem dreiachsigen Anhänger.
Da es sich bei unseren Seiten-Besuchern jedoch eher PKW-Fahrer handeln sollte, welche also Kategorie 1, 2 maximal 3 betreffen könnte, können sich ihre Kosten für eine Strecke bereits vorrechnen lassen. Mit Webseiten wie „www.autostrada.it“ lässt sich die Maut in Euro ausrechnen und sie können das Geld gleich bereit halten.
Für einen kleinen Überblick haben wir uns Strecken ausgesucht, welche alle vom Brenner (Österreich) zu einem beliebten Touristenziel führen und die Preise errechnet. Vielleicht finden Sie ja auch ihre Destination:
– Florenz mit einer Strecke von 447 Kilometern – 32,60€
– Genua mit einer Strecke von 508 Kilometern – 37,00€
– Mailand mit einer Strecke von 382 Kilometern – 27,30€
– Neapel mit einer Strecke von 928 Kilometern – 66,70€
– Rimini mit einer Strecke von 470 Kilometern – 33,10€
– Riva del Garda mit einer Strecke von 164 km – 12,10€
– Rom mit einer Strecke von 715 Kilometern – 51,70€
– Sirmione mit einer Strecke von 256 Kilometern- 18,40€
– Venedig mit einer Strecke von 351 KIlometern – 25,70€
Zu diesen Mautkosten sollten die Preise die eine Reise durch Österreich, beziehungsweise durch die Schweiz mit sich bringen nicht vergessen werden. Mit den Mautgebühren von Österreich und der Schweiz haben wir uns bereits befasst.
Vignette Italien – die Mautstationen
Die Kosten für das Benutzen der Straßen mögen ja noch das Eine sein, aber die lästigen Staus, die sich vor so einer Mautstation bilden können, die sind etwas völlig anderes. Gerade in der Hauptsaison sind sie weitreichend und deshalb extrem nervend. Das Urlaubsfeeling sagt dann gleich mal „Ciao“ dazu.
Doch um solchen Frustrationen etwas Abmilderung zu schaffen, ist die Maut in in „Fahrspuren“ unterteilt die zu einer eigene Mautvariante führen. Das heißt nicht das es jetzt ganz viele Verschiedene „Mauten“ gibt. Es greift eher auf die Möglichkeiten der Bezahlung, welche wir bereits besprachen, zurück. Jede Variante bekommt ihre ganz eigene Spur um den Verkehr einigermaßen zu kontrollieren.
Bei diesen Fahrspuren ist es sehr wichtig, sich früh in die richtige Spur einzuordnen, denn Rückwärtsfahren ist nicht erlaubt und ein einfach Wechsel macht sich bei „Stoßstange-an-Stoßstange“ im Allgemeinen eher schlecht. Sollten sie doch an der falschen Station stehen, dann gibt es immer noch die Hilfe-Funktion an den Schaltern. Sie kann auch den Begriffen „Help“, „Richiesta di Interveniento“ oder „Assistenza“ zu finden sein.
Doch bevor Sie sich überhaupt erst falsch einordnen, erklären wir die einzelnen Fahrspuren und die Bedeutung ihrer Farbe. Eine Fahrspur welche durch ein weißes Schild gekennzeichnet ist, stellt die richtige Option für alle die nur Bar bezahlen. Ist die Fahrspur mit einem gelben Schild gekennzeichnet, so ist die Spur für alle Fahrer mit einem Telepass reserviert. Fahrspuren mit einem blauen Schild hingegen, beherbergen die Kartenzahlung. Dieser Schalter umfasst Kreditkarten- als auch die Bezahlung mit der Viacard.
Wo wird noch Maut fällig?
Mal ganz oberflächlich betrachtet, ist die Maut-Verteilung in Italien recht seltsam. Während der Norden geradezu auf die Maut pocht, hält sich der italienische Süden eher aus dem System raus. So sind beispielsweise alle Strecken unterhalb von Neapel so ziemlich kostenfrei, wie die A3 die Neapel und Reggio Calabria verbindet. Auch die Inseln Italiens sind von der Maut befreit, was auch ehrlich gesagt kein Wunder ist, da es auf den Insel selbst keine Autobahnen gibt, wenn überhaupt dann mal eine Schnellstraße.
Neben der normalen Maut, gibt es Sondermauten in Italien, größtenteil für die Benutzung von Tunneln. Insgesamt sind es fünf Sondermauten, die allesamt einen Tunnel betreffen:
– der Montblanc-Tunnel (zwischen Italien und Frankreich) -55,20€
– der Fréjus-Tunnel (zwischen Italien und Frankreich) -55,20€
– der Großer-Sankt-Berhard-Tunnel (Italien und Schweiz) -44,60€
– der Munt-la-Schera-Tunnel (Italien und Schweiz) -42,00€
– der Brenner (zwischen Italien und Österreich) -18,00€
In Italien gibt es noch die Besonderheit der „City-Mauts“. Solche City-Mauts gibt es bisher in lediglich zwei Städten. Mailand und Bologna. Die Mauten gelten jedoch nur für die Innenstadt, es kann also noch im Umfeld ein „kostenloser“ Parkplatz gefunden werden. In Mailand ist die Maut unter dem „Ecopass“ zu finden. Sie wird zwischen 7:30 und 19:30 in den Wochentagen erhoben. Preislich schwankt die Maut zwischen zwei und fünf Euro, das ist abhängig von der Schadstoffklasse des Wagens.
In Bologna gibt es das „städtische Mautticket“ für verkehrberuhigte Zonen der Innenstadt. Ein Ticket kosten unabhängig vom Wagen fünf Euro. Es kann auch ein 4-Tage-Ticket für den Preis von zwölf Euro erworben werden. In beiden Städten können die Mauten, also die Tickets, in Kiosken, Zeitungsläden, Tabakgeschäften oder einfachen Cafés gekauft werden.
Den Telepass gibt es nicht nur für Vielfahrer. Vielmehr gibt es auch die Möglichkeit der Kurzzeitnutzung, was in der Regel für Urlauber interessant ist.
Auch hat der Telepass noch einen Vorteil auf der neuen Autostrada 36 bei Mailand, die ein vollständig automatisiertes Mautsystem mit dem Namen Free Flow hat. Dort erfassen Sensoren die Kennzeichen durchfahrender Fahrzeuge. Allerdings müssen sich Reisende selbstständig um die Bezahlung der Straßengebühr kümmern, etwa per Online-Registrierung, sonst drohen hohe Bußgelder. Mit dem Telepass ist man auf der Autostrada 36 allerdings auf der sicheren Seite, weil damit auch diese Gebühren einfach mit erfasst werden, so dass man an nichts weiter denken muss.
Elektronische PKW-Mautboxen wie den Telepass gibt es nicht nur für Italien, sondern auch für andere Länder mit streckenabhängiger Maut wie Frankreich, Spanien oder Portugal. Auch in diesen Ländern haben ausländische Reisende die Möglichkeit, die Maut elektronisch zu bezahlen. Frankreich hat die Mautboxen Liber-t und TIS-PL, Spanien VIA-T und Portugal ViaVerde. Speziell in Portugal gilt es zu beachten, dass es dort mittlerweile Autobahnstrecken gibt, auf denen die Maut nur noch elektronisch per ViaVerde bezahlt werden kann.
Diese und weitere Mautboxen sind auf http://www.tolltickets.com zu beziehen.
Dies nur für Sie zur Info. Sollten Sie Fragen haben, stehe ich gerne zur Verfügung.
Bis dahin freundliche Grüße aus Oberbayern
Karl Garaventa